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Kino für den Kopf, Musik und Geschichten für das Herz

© Sven Kubeile | CVJM Hermesdorf
© Sven Kubeile | CVJM Hermesdorf
Waldbröl - „Das nennt man wohl Vorschusslorbeeren“, sagt Ben Seipel, als er und Christina Brudereck unter tosendem Beifall die Bühne betreten. Es sollte nicht der letzte Applaus bleiben, den das Duo „2Flügel“ aus Essen an diesem besonderen Abend in Waldbröl bekam. Christine Adolphs, Vorsitzende des CVJM Hermesdorf, holte den Pianisten und die Schriftstellerin auf die Bühne und begrüßte die rund 200 Gäste im Evangelischen Gemeindehaus am Wiedenhof. „100 Jahre – 200 Gäste. Wir freuen uns sehr, dass ihr hier seid und uns damit ein Riesengeschenk zu unserem Jubiläum macht.“ In diesem Jahr feiern der CVJM Hermesdorf und der Posaunenchor Hermesdorf ihren 100. Geburtstag. Mehrere Jubiläumsveranstaltungen für Groß und Klein fanden ihren Höhepunkt jetzt im Programm „Kopfkino“ von 2Flügel.
Und Kopfkino gab es an diesem Abend reichlich: Christina Brudereck führte die Zuhörer mit ihren Texten und Gedichten ins Reich der Filme. Wortgewandt erinnerte sie an lustige und bewegende Szenen großer Leinwandklassiker wie „Dirty Dancing“ oder „Forrest Gump“ sowie an weniger bekannte Hintergrundgeschichten. „Wir brauchen die Geschichten, die verbinden, in denen wir uns alle wiederfinden“, so die Schriftstellerin und Theologin, die auch auf bemerkenswerte Ereignisse im Angesicht von Krieg, dem Verlust der Heimat oder anderen Missständen aufmerksam machte.
Den passenden Soundtrack zu jeder Geschichte und zu jedem Film hatte ihr (nicht nur beruflicher) Partner Ben Seipel am Flügel im Repertoire: vom „Steigerlied“ und „Die Gedanken sind frei“ über die Europa-Hymne und ein Medley aus 14 Liedern der 1980er- Jahre in 120 Sekunden bis hin zu den U2-Hits „Where the streets have no name“ und „Miss Sarajevo“. Auch Gesang in Italienisch oder Flügel, Gesang und Mundharmonika in einem Stück, wie bei „Piano Man“ von Billy Joel, beherrschte der an der Hochschule für Musik in Köln tätige Dozent spielend leicht. Die Zuhörer waren beeindruckt und spendeten mehrmals tosenden Beifall für das harmonische Zusammenspiel von Text und Musik sowie die perfekt sitzenden Pointen des knapp zweistündigen Programms.
Übrigens war es nicht der erste Besuch der beiden Künstler in Waldbröl: Er schrieb seinerzeit zwei Monate an seiner Doktorarbeit in der Stadt im Grünen, während sie für zwei Monate an ihrem Roman „Café Mandelplatz“ arbeitete. Angesichts der Begeisterung der Waldbröler für das Programm „Kopfkino“ war dieser besondere Abend im Evangelischen Gemeindehaus möglicherweise nicht der letzte Auftritt in der Marktstadt.